DONNERSTAG, 19. JUNI 2025
ab 12:00 Uhr | Check In
13:00 Uhr, Raum: Alfred-Hessel-Saal (1. OG) | Begrüßung
13:30 Uhr, Raum: Alfred-Hessel-Saal (1. OG) | Keynote: Gekommen, um zu bleiben. Über Affinität, Ansteckung und Assoziation sowie Reziprozität, Rechenschaft und Responsibilität, Prof. Dr. Sabine_ Hark (Berlin)
Moderation: Dr. Julia Gruhlich (Göttingen)
Abstract:
Zu den unverhandelbaren Prinzipien unserer demokratischen Grundordnung zählt die Achtung der menschlichen Würde – ein Fundament, das Artikel 1 des Grundgesetzes ebenso bekräftigt wie die Grundrechtecharta der Europäischen Union. »Die Würde des Menschen ist unantastbar«, heißt es dort. Untrennbar damit verbunden ist das Recht auf Leben, freie Entfaltung und die Möglichkeit, sich als Teil eines gemeinsamen ›Wir‹ verstehen zu können. Doch global betrachtet bleibt das grundlegende Recht, die Erde zu bewohnen und mit anderen ein Leben zu führen, oft umstritten. „Gekommen, um zu bleiben“ galt nie für alle – und gilt es auch heute nicht. Umso dringlicher ist es, für ein Ethos zu streiten, das auf egalitäre Differenz setzt – ein Ethos der Offenheit, der konkreten und kritischen Bezugnahme auf Andere, der Zugewandtheit zur Welt. Ein Ethos, das sich berühren lässt von dem, was geschieht. Diese Überlegungen folgen zwei Begriffstrios: Das erste – Affinität, Ansteckung, Assoziation – fragt: Womit und mit wem fühlen wir uns verbunden? Was bewegt uns? In welchen Formen treten wir in Beziehung? Das zweite – Reziprozität, Rechenschaft, Responsabilität – skizziert das normative Fundament eines demokratischen Miteinanders: Wie gestalten wir wechselseitige Verantwortung? Wem sind wir Rechenschaft schuldig? Und was bedeutet es, antworten zu können – und zu müssen?
Biographische Notiz:
Seit 2009 ist Prof. Dr. Sabine_Hark Professor_in für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Technischen Universität Berlin (TU) und Wissenschaftliche Direktor_in des Zentrums für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG). Zu den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten gehören die intersektionale und postkoloniale Geschlechterforschung, feministische Erkenntnistheorie und -kritik, Queer-Theorie sowie gesellschaftliche Transformationsprozesse im Spannungsfeld von Macht, Wissen und Subjektivierung.
14:45 Uhr | Kaffeepause
15:00 Uhr, Raum: Alfred-Hessel-Saal (1. OG) | Panel 1: Spannungsreiche Forschungsbeziehungen
Chair: Florian Grundmüller M.A. (Göttingen)
Care-Migration fürsorgend erforschen, Prof. Dr. Urmila Goel (Berlin)
Abstract:
Transnationale Care-Migration aus dem globalen Süden in den globalen Norden ist durch asymmetrische Machtverhältnisse geprägt. Die Anwerbung von Krankenpflegepersonal ist für die Migrant_innen vor allem deshalb attraktiv, weil die Gehälter – aufgrund der globalen Ungleichheiten - im globalen Norden sehr viel höher sind als in ihren Herkunftsländern. Das Ausnutzen dieser globalen Ungleichheiten zugunsten der Anwerbeländer und Vermittlungsagenturen ruft daher viele kritische Nachfragen auf. Gleichzeitig öffnet sich so eine Migrationsmöglichkeit, die nicht nur aus ökonomischen Gründen für die Migrant_innen – unter gegebenen Bedingungen – attraktiv ist. Auf Basis ethnografischer Forschung zur Krankenschwesternanwerbung aus Indien in die Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren und zur gegenwärtigen Anwerbung von Fachkräften aus Indien erkundet der Vortrag, wie in der Forschung fürsorgend mit unterschiedlichen Interessen, Ambivalenzen und Reibungen umgegangen werden kann.
Biographische Notiz:
Urmila Goel, Humboldt-Universität zu Berlin, Vertretungsprofessorin am Institut für Europäische Ethnologie und Mitglied am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien.
Kollaborative Allianzen als Reibungen: Potenzial, Herausforderung, Widerspruch Methodische und Methodologische Reflexionen im Feld der Sexarbeit, Sabrina Stranzl M.A. (Graz)
Abstract:
Engagierte, eingreifende Wissenschaft zielt – bei allen Konjunkturen, Brüchen und Herausforderungen – auf Umbruch und Transformation ab. Dafür benötigt es Allianzen und Kollaborationen innerhalb und außerhalb der akademischen Welt sowie epistemologische und methodologische Reflexion. Unter diesem Verständnis begann ich meine Promotion zu Sex_Arbeit als Care_Arbeit. Durch die akteur:innenzentrierte Fokussierung auf sexuelle, intime und emotionale Care_Arbeit von Sex_Arbeit und eine kollaborative Zugangsweise soll ein Perspektivenwechsel zu den festgefahrenen Debatten über und den dichotomen Lesearten von Sexarbeit stattfinden. Gegenwärtig beschäftigen mich Gedanken und Fragen zur Überschreitung der „heiligen Grenze“ zwischen scholarship und commitment (Pierre Bourdieu 2000) und wie eine sorgende, kollaborative Allianz Übersetzungs_Momente und eine politische wie wissensgenerierende Zusammenarbeit leisten kann. Werden dabei kollaborative Allianzen und Konstellationen als friction gedacht – im Sinne Blumers als sensibilisierendes Konzept (Blumer 1969) – und reflektiert, kann dies nicht nur produktiv sein, sondern dadurch werden Zwischentöne, Ambivalenzen und Komplexitäten hör- und sichtbar. Unterschiede und Konfliktbehaftetes dürfen bestehen bleiben, Differenzen müssen nicht aufgelöst, eine (politische) homogene Einheit nicht geschaffen werden, und dennoch oder gerade deswegen können neue Möglichkeitsräume, Praktiken und Wissensbestände entstehen. Zugleich gibt es Reibungen und Differenzen in diesem Feld, die weder kollaborativ noch produktiv sind, wo das Aushalten von Dissens und Spannungen nicht einfach verhandelt werden (kann), sondern zu Abbruch, unüberbrückbaren Zerwürfnissen führen und Formen der Gewalt produzieren. Diese Gedanken und Fragen, wie ich als Forscherin mit diesen unterschiedlichen Reibungen umgehe, welches analytische Potenzial, aber auch forschungsethische oder -praktische Schwierigkeiten meine forschende Herangehensweise – kollaborative Allianzen als friction zu denken – mit sich bringt, sollen in meinem Beitrag diskutiert werden.
Biographische Notiz:
Sabrina Stranzl studierte Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie und promoviert an der Karl-Franzens-Universität Graz zu Sex_Arbeit als Care_Arbeit. Dabei setzt sie eine ethnografisch kulturanalytische Fokussierung hinsichtlich Sexualität, Intimität und Emotionalität. Seit 2016 forscht sie zu und mit Sexarbeit|er:innen. In ihrer Masterarbeit „Und bist du nicht willig, so bezahl’ ich dich halt“ Kulturanthropologische Perspektiven auf diskursive und visuelle Konstruktionen und Figurierungen von Sexarbeit – beschäftigte sie sich mit dem Wissen über Sexarbeit, wie dieses Wissen hergestellt wird, und untersuchte dabei normative Repräsentationen und Figurierungen von Sexarbeiter:innen. Sabrina Stranzl ist zudem Gründungsmitglied der Gesellschaft für Sexarbeits- und Prostitutionsforschung (GSPF) sowie Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung (ÖGGF).
„Getting a grip“ – Aus Reibungen Halt gewinnen, Isabella Hesse M.A. (Wien)
Abstract:
Mit „Grip“ wird unter Praktizierenden der Tanz- und Sportart Poledance die Kapazität beschrieben, an der Stange zu halten, ohne abzurutschen. Grip basiert auf Reibung zwischen Haut und Metall, doch die Bedingungen für das Halten ändern sich ständig, erfordern Kraft, Können und Anpassungsfähigkeit. Im Zuge meiner Erforschung der Berufsalltage von Stripclub-Tänzerinnen entwickelte ich Grip als analytisches Konzept für den Umgang mit den Anforderungen der Arbeit als Stripperin, der einerseits nach Festigkeit strebt, und andererseits offen ist für ein rutschiges, geschmeidiges Ausprobieren (vgl. Hesse 2024). Dieser Tagungsbeitrag soll einen Einblick in die Feldforschung im Rahmen meiner Masterarbeit geben und daran veranschaulichen, wie Reibungen und Inkonsistenzen im Forschungsprozess nutzbar gemacht werden können. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit Material, das ich zunächst aufgrund seiner Widersprüchlichkeit, Inkonsistenz und starkem persönlichem Bezug zu mir als Forscherin als wenig brauchbar eingestuft hatte. Letztendlich bot gerade dieses Material die Grundlage für eine wichtige Erweiterung bestehender Perspektiven in der feministischen und kulturwissenschaftlichen Forschung zur Arbeit in Stripclubs. Meine Arbeit strebte das Ziel an, bestehende Forschungen die nach Strategien des Widerstands (vgl. Egan 2003 und 2004, Spivey 2005) oder nach der belastenden Erosion von persönlichen Grenzen (vgl. Barton 2007) fragen, um eine Betrachtung belastender und produktiver Reibungen im Alltag über einen längeren Zeitraum zu ergänzen. Möglich war eine längerfristige Perspektivierung durch den zweijährigen Austausch mit einer befreundeten Stripperin.
Biographische Notiz:
Isabella Hesse studierte Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie in Freiburg und Wien. Seit Abschluss ihres Masters of Arts am Wiener Institut für Europäische Ethnologie arbeitet sie in der universitären Lehre sowie als Mitarbeiterin im Third Mission Stadtforschungsprojekt „Städtische Sesselversammlungen zur kritischen Öffentlichkeitsproduktion“.
Literatur
Egan, R Danielle. „Eyeing the Scene: The Uses and (RE)Uses of Surveillance Cameras in an Exotic Dance Club“. Critical Sociology 30, Nr. 2 (2004): 299-319.
Egan, R. Danielle. „I’ll Be Your Fantasy Girl, If You’ll Be My Money Man: Mapping Desire, Fantasy and Power in Two Exotic Dance Clubs“. Journal for the Psychoanalysis of Culture and Society 8, Nr. 1 (2003): 109–20.
Hesse, Isabella. „Finding, Losing, Maintaining Grip. Eine Analyse der Erzählungen von Stripper:innen über ihre Berufsalltage.“ Wien: Verlag des Instituts für Europäische Ethnologie, 2024.
Spivey, Sue E. „Distancing and Solidarity as Resistance to Sexual Objectification in a Nude Dancing Bar“. Deviant Behavior 26, Nr. 5 (September 2005): 417–37.
15:00 Uhr, Raum: Vortragsraum (1. OG) | Panel 2: Reibungsvolle Aushandlungen von Geschlecht
Chair: Dr. Julia Fleischhack (Göttingen)
Jägerinnen im Spannungsfeld von Geschlecht und ökologischem Engagement: (Für)sorgepraktiken und Selbstermächtigung, Kyra Hardt M.A. (Cloppenburg)
Abstract:
In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Jägerinnen in Deutschland. Gerade junge Frauen entscheiden sich, das grüne Abitur zu absolvieren. Durch eine qualitative empirische Forschung arbeite ich heraus, dass die Jagd viel mehr beinhaltet als Tötungspraktiken. Anhand von 21 Interviews, teilnehmenden Beobachtungen und Diskursanalysen von Social-Media-Beiträgen und Zeitungsartikeln kristallisiert sich eine Vielfalt von alltäglichen Jagdtätigkeiten heraus. Insbesondere lassen sich dabei (Für)sorgepraktiken der Akteur:innen für die Naturen eruieren. Das kulturanthropologische Dissertationsvorhaben betrachtet das empirische Material aus geschlechtertheoretischen Perspektiven. Bisherige Erkenntnisse offenbaren, dass die Jägerinnen in ihren Umwelten mit komplexen Konflikten konfrontiert sind: sie bewegen sich zwischen der Tradierung von Geschlechterverhältnissen und dem Streben nach Selbstermächtigung. Sie wollen Vorreiterinnen im Umweltschutz sein und gleichzeitig werden ihnen „typisch“ weibliche Tätigkeiten zugeschrieben. Die im Forschungsfeld vorliegenden Mensch-Umwelt-Verhältnisse zeugen nicht zuletzt von Spannungen moralischer Art. Diese Widersprüche werden theoretisch in Konzepte des interdisziplinären Ansatzes von Care eingebettet (vgl. Hofmeister/Mölders 2021: Für Natur sorgen? Dilemmata feministischer Positionierungen zwischen Sorge- und Herrschaftsverhältnissen). Zusätzlich müssen die konfliktreichen Phänomene im empirischen Material innerhalb ökofeministischer Theorien kontextualisiert werden (vgl. Lina Hansen/ Nadine Gerner: Ökofeminismus: zwischen Theorie und Praxis, 2024). Die Jägerinnen legen häufig besonderen Wert auf die Fürsorge für die Natur und positionieren sich somit ökofeministisch, doch stellt sich die Frage, ob sie in der tatsächlichen Praxis wirklich mehr Care betreiben als die männlichen Jäger. Indem die Akteurinnen Stereotype von fürsorgenden Frauen betonen und Pflegeaufgaben hervorheben, reproduzieren sie traditionelle Rollenbilder, da sie darin gesellschaftliche Anerkennung, auch von den männlichen Jägern, erhoffen. Im Rahmen des Vortrages möchte ich meine ersten Ergebnisse im Forschungsprozess darlegen und dabei den grundlegenden Fragen nachgehen: Wie erleben Jägerinnen im Oldenburger Münsterland ökologische Konflikte und wie gestalten sich deren vielfältige Antworten darauf? Inwiefern beeinflussen Sorgetätigkeiten, Identifikationen mit den Naturen sowie die Reproduktion traditioneller Vorstellungen gleichzeitig ihre Möglichkeiten zur Selbstermächtigung? Welche Vielschichtigkeiten und Widersprüchlichkeiten prägen ihre Perspektiven und Handlungen? Und inwiefern kann Geschlecht als zentrale Analysekategorie neue Erkenntnisse zur ökologischen Krise und deren Bewältigung liefern?
Biographische Notiz:
B.A. in Europäischer Ethnologie und Erziehungswissenschaften, M.A. in Empirischer Kulturwissenschaft. Seit 11/23 wissenschaftliche Volontärin, Forschung zu Gender und Rural Studies.
Feeling Friction. Reibungen, Geschlecht und Gefühl im Sport der 1920er-Jahre, Ass.-Prof. Dr. Helen Ahner (Wien)
Abstract:
Als in den 1920er-Jahren immer mehr Frauen und Mädchen in sportlichen Wettkämpfen antraten, erzeugte dies Reibungen: Die öffentlich sichtbaren, schwitzenden, aggressiven, kämpferischen und angestrengten Körper widersprachen der Vorstellung von Weiblichkeit, wie sie vor allem im Bürgertum des langen 19. Jahrhunderts kultiviert wurde (Habermas 2000, Frevert 1989). Auch die emotionale Performanz der Athlet*innen rief Unbehagen hervor: Ehrgeiz, Wut, überbordender Jubel und Schadenfreude standen im scharfen Kontrast zum „harmonischen“ emotionalen Stil (Gammerl 2012), der den Logiken des binären Differenzmodells der Zeit zufolge das Ideal für Frauen und Mädchen darstellte. Die gelebte Realität war weder so binär noch so harmonisch, wie es dieses Ideal suggerierte. Gerade die widerspenstigen Erfahrungen, die sich den Sportler*innen durch die Reibungen auf und mit Rasen, Aschebahn und Turnboden erschlossen, eröffneten neue Subjektivierungsformen. Sie brachen zwar nicht radikal mit der vorherrschenden Geschlechterordnung, forderten diese aber so weit heraus, dass sich ein politisches Potenzial entfaltete, das von Aktivist*innen der Zeit auch als solches erkannt wurde (Ahner 2024). Gerade die Teilhabe an einer Leistungsgesellschaft und Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit erschien einigen Sportler*innen als Weg zu gesellschaftlicher und politischer Partizipation. Dass dadurch auch patriarchale Daseinskampflogiken reproduziert wurden, war für manche von ihnen ein Reibungspunkt (Cahn 2015) und erscheint aus heutiger Perspektive bedenkenswert. Am Beispiel der Sportler*innen der 1920er-Jahre und der Diskussionen über den „Frauensport“ untersuche ich Reibung auf Ebene der körperlichen, affektiven Erfahrung und als materiell-emotionale Praxis. Reibungen zeichneten außerdem die Diskurse über die Athlet*innen, die diese Aushandlungen selbst rezipierten, reflektierten und sich einmischten. Die Sportler*innen der 1920er-Jahre lassen sich mit Sara Ahmed (2010) als „affect aliens“ verstehen, an deren nonkonformen Fühlweisen sich Zeitgenoss*innen rieben und durch die sich Diskussionen über die Geschlechterverhältnisse entzündeten. Sport bietet bis heute eine Reibungsfläche, anhand der Fragen von Teilhabe und Geschlecht diskutiert und ausgehandelt werden.
Biographische Notiz:
Dr. Helen Ahner ist Assistenzprofessorin für Europäische Ethnologie an der Universität Wien mit einem Schwerpunkt auf Materialitäten und materielle Kulturen. Sie studierte und promovierte am Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen und war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Geschichte der Gefühle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Sie forscht und publiziert zu Gefühlen, Körpern, materieller Kultur und Erfahrungen aus historischer und gegenwärtiger Perspektive. Aktuell erkundet sie die Geschlechter- und Kulturgeschichte des Ehrgeizes im Sport.
Warme Widerworte: Anreden gegen die Festigung gesellschaftlicher Zuschreibungen in der Öffentlichkeitsarbeit von sozialen Straßenmagazinen, Dr. Christine Hämmerling (Göttingen)
Abstract:
In der Vermittlungsarbeit werden Brücken geschlagen, es wird Verständnis ermöglicht, Nähe vermittelt und Verletzlichkeit angezeigt – so auch bei sozialen Straßenmagazinen. Dieser als ‚weiblich‘ geframte Modus des Umgangs mit gesellschaftlichen Konflikten kann einerseits zu Beschönigungen und Stillstand führen, andererseits kann der Brückenbau äußerst ergiebig wirken. Im Rahmen meiner Forschung zu Akteur:innen von Straßenmagazinen Hinz & Kunzt und Asphalt war er Ausdruck von Professionalität in einem Umfeld, das meist männlich assoziiert und in dem Sprechen mit Schlagfertigkeit, Streit und Härte verbunden wird (Rennings 2024). Hier begegneten mir Akteur:innen, die angesichts großer Ungerechtigkeiten und machtvoller Zuschreibung von Verletzbarkeit (Bstieler/Schmidt/Angeli 2024) besonders geübt im Brückenbau sind. Der Vortrag vollzieht ihre Modi der Glättung, des Fremdverstehens und der Vergemeinschaftung nach. Die Analyse verdeutlicht, dass die „authentische Erfahrung“ des Lebens „auf der Straße“ ihnen in ihrer professionellen Funktion einen Raum im Dazwischen ermöglicht. In der Reibung an Ungleichheiten, Indifferenz und Härte produzieren sie nicht Hitze (Tsing 2005), sondern Wärme, Begegnungen (Warneken 2022) und Fragilität als Werkzeuge gegen die Polarität gesellschaftlicher Zuschreibung. Ihre „weichen“ Redeweisen mögen zwar das letzte Mittel der Marginalisierten sein – wie sonst könnten sie Druck ausüben? –, doch sie fungieren als Kritik binärer Ordnungen.
Biographische Notiz:
Christine Hämmerling, Dr.in, ist seit 09/2024 Wiss. Mitarbeiterin am Institut für KAEE der Universität Göttingen. 11/2022 bis 05/2023 vertrat sie eine Juniorprofessur am Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Hamburg, und war seit 2014 bis 2023 Oberassistentin am ISEK – Populäre Kulturen der Universität Zürich.
Literatur
Rennings, L. (2024). Rebellin der Straße. Weiblich und wohnungslos, hg. zus. mit Albrecht Kieser. Hamburg: Rowohlt.
Tsing, A. L. (2005). Friction. An ethnography of global connection. Princeton: University Press.
Warneken, B. J. (2022). Intersoziale Begegnungen. Drei Berliner Zeitbilder. Tübingen: EKW Verlag.
16:30 Uhr | Kaffeepause
17:00 Uhr, Raum: Alfred-Hessel-Saal (1. OG) | Panel 3: Geschlechterwissen: epistemische Reibungen
Chair: Dr. Corinna Schmechel (Göttingen)
Behandlung vs. Recht auf körperliche Integrität: Medizinische und menschenrechtliche Bewertungsfolien der Zurichtung von geschlechtsuneindeutigen Körpern, Dr. Alik Mazukatow (Lübeck)
Abstract:
Mit dem Aufkommen des Aktivismus von intergeschlechtlichen Menschen seit den 1990er-Jahren und der geschlechtertheoretischen Kritik an der rigorosen konzeptionellen Trennung von Körpergeschlecht und sozialem Geschlecht (Fausto-Sterling 1993) sah sich die Medizin einer zunehmenden Kritik ausgesetzt, zuvorderst an ihren invasiven Eingriffen aus kosmetischen Gründen (wie genitalverstümmelnden Operationen). Daneben wurden ihr Pathologisierungs- und Medikalisierungskritiken entgegengebracht (Kessler 1990), sie wurde aber auch wegen ihrer epistemischen Arroganz verurteilt (u.a. für Geschlechtszuschreibungen im Rahmen von Diagnosen; z.B.: Diamond/Beh 2006). Während Aktivist*innen in Nordamerika von queerer, heteronormativer Kritik einen Schwenk hin zum kritischen Dialog mit der Medizin vollzogen haben, um bessere Behandlungsbedingungen für intergeschlechtliche Menschen zu erwirken (Dreger/Herndon 2009), mobilisierten deutsche Aktivist*innen menschenrechtliche Bestimmungen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen (von Wahl 2021). In diesem Zusammenhang fragt mein Beitrag danach, welche Pfadabhängigkeiten und Reibungen sich aus den alternativen Bewertungsfolien, die das Recht und die Medizin bereitstellen, ergeben. Dabei werde ich folgende Fragen diskutieren:
Inwiefern boten die Menschenrechte eine Grundlage für Inter-Aktivismus, um zugleich in medizinische Behandlungsschemata, aber auch in die bundesdeutsche Rechtsordnung zu intervenieren? Welche Konvergenzen und Divergenzen bestehen zwischen Recht und Medizin als autoritativen Wissensbeständen bzw. konkreter auf mein Forschungsfeld zugeschnitten: Welche Reibungen ergeben sich zwischen dem (menschenrechtlichen) Subjekt mit seinem Recht auf körperliche Unversehrtheit und seiner unverletzlichen Menschenwürde und der Anrufung von selbstbestimmten Patient*innen mit einer sog. Störung der Geschlechtsentwicklung (Spurgas 2016)? Die Weigerung intergeschlechtlicher Menschen, dass weiterhin geschlechtliche Eindeutigkeit auf Kosten ihrer körperlichen Unversehrtheit operativ hergestellt wird, stellt normative Systeme der biologisch-naturwissenschaftlichen und der gesellschaftlich-sozialen Zweigeschlechtlichkeit infrage. Welche normativen Annahmen werden – umgekehrt – durch die aktivistische Rechtsmobilisierung gestärkt, epistemologisch vorausgesetzt und ontologisch verfestigt?
Biographische Notiz:
Dr. Alik Mazukatow ist Europäischer Ethnologe und hat zum Thema Antidiskriminierung mit/durch Recht an der Humboldt-Universität Berlin promoviert. Er hat über Rechtsmobilisierungen von zivilgesellschaftlichen Initiativen für die Verkehrswende geforscht und arbeitet aktuell in einem historischen Projekt im interdisziplinären SFB 1665 (Sexdiversity). Dort beschäftigt er sich mit der Frage, welche Konzepte von Geschlecht (rechtlich, biomedizinisch, aktivistisch, ethisch, gendertheoretisch) zur Änderung des Personenstandsgesetzes per Verfassungsbeschwerde im Jahr 2018 führten und damit auch, welche Entwicklungen in die Realisierung der sog. Dritten Option mündeten.
Literatur
Dreger, Alice D.; Herndon, April M. (2009): Progress and Politics in the Intersex Rights Movement. In: GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies 15 (2), S. 199–224. DOI: 10.1215/10642684-2008-134. ´
Fausto-Sterling, Anne (1993): The Five Sexes. In: The Sciences 33 (2), S. 20–24. DOI: 10.1002/j.2326 1951.1993.tb03081.x.
Kessler, Suzanne J. (1990): The Medical Construction of Gender: Case Management of Intersexed Infants. In: Signs: Journal of Women in Culture and Society 16 (1), S. 3–26. DOI: 10.1086/494643. 1
Spurgas, Alyson K. (2016): (Un)Queering Identity: The Biosocial Production of Intersex/DSD. In: Morgan Holmes (Hg.): Critical Intersex. London: Taylor and Francis, S. 97–122.
von Wahl, Angelika (2021): Lessons on opportunity hoarding and gender binarism: building an alliance of women’s, trans and intersex movements. In: European Journal of Politics and Gender 4 (2), S. 255–271. DOI: 10.1332/251510821X16128070868431.
‚I marinated the cells and then I put them in the oven‘ – Zur Aushandlung von Reibungen in transdisziplinärer kollaborativer Geschlechterforschung von Bio- und Sozialwissenschaften, Zelda Wenner M.A. (Lübeck)
Abstract:
Die marinierten Zellen im Ofen kamen in einer Mittagspause auf. Meine Kollegin aus der Biologie und ich saßen auf einer Treppe vor dem Labor in der Sonne und unterhielten uns über die Fachsprache im Labor. Wörter wie Inkubator, Autoklavierung und Aliquotieren, die meine ersten Tage der Laborforschung begleiteten, klingen für mich so ungewohnt, wie es für meine Kollegin amüsant ist, vom Marinieren der Zellen zu sprechen. Für mich als Geschlechtersoziologin, die in einem molekularbiologischen Labor eine ethnografische Studie als Teil eines transdisziplinären kollaborativen Forschungsprojektes von Sozial-, Kultur- und Biowissenschaften durchführt, stellen Reibungen – hier sprachlicher, aber auch epistemischer und struktureller Art – eher den Ausgangspunkt als ein Nebenprodukt unserer gemeinsamen Arbeit dar. Als Teil einer Extended Case Study (Burawoy 1998) zu transdisziplinärer Wissensproduktion in biowissenschaftlicher Geschlechtsentwicklungsforschung wird sich mein Vortrag basierend auf der ersten Auswertung des Datenmaterials folgenden Fragen widmen:
Wie wird Geschlecht in der Praxis des Labors als Kategorie sichtbar?
Welche Reibungen treten zwischen einem molekularbiologischen und einem sozialwissenschaftlichen Verständnis von Geschlecht auf?
Wie tragen diese Reibungen dazu bei, Wissen zu generieren?
Welche (produktiven) Effekte haben disziplinäre Unterschiede auf die Forschung?
Welche Herausforderungen zeigen sich in der Praxis einer transdisziplinären Kollaboration?
Anhand von Einblicken in die Forschung soll aufgezeigt werden, welche Schwierigkeiten, aber auch Potenziale sich aus transdisziplinären Reibungen für Geschlechterforschung ergeben und die Rolle von emotionaler Arbeit in diesem Zusammenhang erörtert wird. Ziel ist es, die Relevanz transdisziplinärer Geschlechterforschung aufzuzeigen, sowie die wachsende Debatte um inter-/transdisziplinäre Forschung mit praktischen Erfahrungen und Erkenntnissen zu bereichern.
Biographische Notiz:
Zelda Wenner ist Soziologin mit Schwerpunkt auf Geschlechterverhältnissen und forscht an der Schnittstelle von Science and Technology Studies, Geschlechter- und Wissenschaftssoziologie.
Literatur
Trans* Lebenserzählungen als provinzialisierende Verw_ortung im Spannungsfeld dominanzgesellschaftlicher Geschlechterdiskurse, Marek Sancho Höhne M.A. (Berlin)
Abstract:
Trans* Verkörperungen sind in einem colonial/ modern gender system (Lugones) immer wieder Gegenstand zahlreicher Aushandlungen um Fragen von (Über)Leben und Zugehörigkeit. In den letzten Jahren erlangten trans* Themen besondere Aufmerksamkeit in der Frage europäischer Verkörperungen und so auch die daran gebundenen Reibungen und Differenzen. Und während Hass und Gewalt aufleben, die Existenz von trans* Menschen infrage gestellt wird, entstehen zeitgleich liberalere Gesetzgebungen, werden Fragen nach westlicher Moderne nicht mehr nur über Sexualität, sondern zunehmend auch über trans* Verkörperungen verhandelt und zugleich verändern sich eben auch die realen Existenzbedingungen von trans* Menschen. Doch wie erzählen sich trans* Menschen durch diese zahlreichen alten und neuen widerstreitenden Verhandlungen? Wie bestimmen machtvolle Kategorisierungssysteme eines colonial/ modern gender system die (Un)Möglichkeiten von trans* Leben? Und wer gilt darin unter welchen Bedingungen als trans* genug, um anerkannt zu werden? Diesen Fragen nähere ich mich in meinem Beitrag über ein dialogisches Arbeiten an. Auf der Grundlage eines fragmentarischen Mappings zeichne ich unterschiedliche Stränge widerstreitender Diskurse über trans* Verkörperungen nach und bringe sie in einen Dialog mit Lebenserzählungen von trans* Menschen. Ich zeichne dabei nach, wie trans* Menschen eigene Erzählungen für ihre zahlreichen verwobenen Lebensrealitäten in diesem Netz finden und sich so durch die eigene Verantwortung der Klarheit normativer Zweigeschlechtlichkeit widersetzen.
Biographische Notiz:
Marek Sancho Höhne ist Sozialanthropolog*in und Kulturwissenschaftler*in mit den Arbeitsschwerpunkten Gender, Passing und Intersektionalität, trans* und queer studies, Migration, Zugehörigkeit, Biographie, Antidiskriminierung, reproduktive Gerechtigkeit, Dekolonialisierung und kritische Wissensproduktion.
17:00 Uhr, Raum: Vortragsraum (1. OG) | Panel 4: Conflicting regulations and tensious regimes (engl.)
Chair: Dr. Reza Bayat (Göttingen)
Navigating Intimate Bureaucracies: Differentiated Regulations on Türkiyeli Trans Migrants in Germany, R. Aslı Koruyucu M.A. (Göttingen)
Abstract:
This study explores the double life experiences of Türkiyeli trans migrants in Germany, foregrounding how differentiated regulatory practices create parallel realities that individuals must navigate. The state’s bureaucratic and governing structures both in Germany and Türkiye impose distinct, often conflicting expectations on trans migrants’ bodies and subjectivities, leading to a form of fragmented existence that (re)complicates trans lives. Specifically, the regulatory frameworks governing migration, gender recognition, and sociocultural processes require trans migrants to negotiate varying and multilayered identities within both public and institutional domains, contributing to what is termed as bureaucratic intimacies. This concept captures the paradoxical closeness and distance that emerge in interactions with complex workings of state-governed institutions that intimately regulate individual lives. Drawing on queer and trans literature, including Plummer’s intimate citizenship and Spade’s analysis of administrative violence, this study examines how Türkiyeli trans subjectivities are re-materialized in terms of various forms of intimacy within social and medico-legal spaces of Germany, and what possible impacts their spatial and bodily trajectories have in reconstituting these intimacies; how regulatory distinctions around gender and citizenship create a dual existence. These differentiated medico-legal regulations require trans migrants to fulfill inconsistent, and even contradictory, requirements related to documentation, gender markers, and legal identification. The seemingly rigid standards for name and gender marker changes (as well as trans migrants’ access to insurance-covered hormones, and ‘same-sex’ marriage) demand extensive, often invasive, documentation that may be incompatible with the lived experiences, and force individuals into double realities in a transnational context. While these multiple (and so-called incompatible) realities place trans migrants in an emotionally and socially taxing position, trans migrants make creative efforts to playfully live beyond the binary structures. Based on ethnographic fieldwork and interviews within Türkiyeli trans migrant communities in Germany, this study reveals how these regulatory distinctions create their own loopholes which might be (potentially) productive for trans ambiguities, resilience and further fluidities. It aims to contribute to the growing literature on queer and trans migrations by demonstrating how the state-governed medico-legal regulatory structures might fail in their own standardization project of trans subjectivities.
Biographische Notiz:
I earned my BA in Political Economy and Social Philosophy in my BA studies and received an MA degree in Cultural Studies. In my MA thesis, I conducted an ethnographic research on trans masculine solidarity mechanisms and lobbying strategies in Türkiye. I am currently a PhD candidate in Cultural Anthropology/European Ethnology at Georg-August University of Göttingen. My doctoral research focuses on trans migrations, trans politics of space, and intimacies based on an ethnographic fieldwork within Türkiyeli trans migrant communities in Germany. Also, I am teaching seminars on trans politics, migration and gender, and pursuing my queer/trans activism.
Clowns, Friction, and Cuban Masculinities, Prof. Dr. Cory Thorne (Newfoundland & Labrador, Canada/Göttingen)
Abstract:
José Quiroga’s Tropics of Desire: Interventions from Queer Latin America opens with a critique of how the North “provides theory for the South’s cultural practice” (2000 8). In attempt to understand and alleviate the friction of this statement, I examine the work of several contemporary Cuban artists – positioning them as the theorists who have the largest influence on my ethnographic work with queer underground economies in Cuba. Many of their examples use masking, often with clowns, carnivalesque scenes, and anthropomorphic imaginaries, to tell stories of Cuban masculinity as it is shaped by sex tourism, Afro-Cuban religion, and state policies that deny existence to rural-urban migrants (vernacularly, playfully, and pejoratively labelled “Palestinos”). Clowns and the carnivalesque have a lengthy history in creating space and function for “non-normative” bodies, and are likewise central to many queer/gay-rights movements. These artists tell the stories that I struggle to put into words, while revealing a form of vernacular queer theory from the South, which is oppositional to Global North queer identity politics.
Biographische Notiz:
Dr. Cory W. Thorne Gutiérrez (Associate Professor in the Department of Folklore at Memorial University of Newfoundland, Canada) is past-president of the Folklore Studies Association of Canada and the Newfoundland and Labrador Historic Trust, and serves on the Canadian Association of University Teachers Equity committee and the Canadian Labour Congress Human Rights committee’s Solidarity and Pride working group. Dr. Thorne Gutiérrez co-edited (with Dr. Guillermo De Los Reyes) the 2023 special issue Queer Intersectionalities / Queer Folkloristics, which is now being expanded into an anthology with Indiana University Press. His ethnographic work spans various parts of Canada, the United States, and Europe, and addresses themes of Newfoundland identity, diaspora, and the Black Atlantic, as well as queer masculinities and underground economies in Cuba and the Cuban diaspora.
Frictions in biographies of female refugees, Anna Louise Weßling M.A. (Friedland)
Abstract:
What does it mean for women to be suddenly assigned to the discursive group of refugees? How do their lives change when the refugee label is added to the gender category? How (long) does it continue to have an effect and how do women deal with it? These questions can be answered particularly well using the example of Friedland - it shows how categories of migration are broken down and newly created. In Friedland, a small village on the former inner-German border, people who had to leave their homes for various reasons have been arriving since September 1945. To this day, Friedland is a place of arrival, but also new departure for asylum seekers and ethnic German repatriates. The residents of Friedland reception centre come from different countries and bring diverse life stories with them - yet during their stay in the refugee reception centre, they all experience the dynamics of a refugee camp between care, control and stigma. It is only in the years and places that follow that many manage to leave this time behind them and establish continuity with their previous biographies. Numerous biographical interviews with female residents of the reception centre in Friedland shed light on how a stay in a refugee camp affects the lives of women* and how the women* nevertheless pursue their own biographical goals independently of the categories to which they are assigned due to the fact of being women* and their history of flight. Using the concept of friction in this context, we can understand how narratives featuring a binary understanding of nationhood, citizenship and gender are shattered through border crossing and how discursive spaces in society are thus renegotiated on a permanent level.
Biographische Notiz:
Anna Louise Weßling has a background in cultural studies, religion studies and German language and literature. Several years in the field of intercultural dialogue in the euro-mediterranean area have led her to work in the museum of Friedland which is documenting and mediating the historical and contemporary migration situation in Friedland and Germany. Her PhD project (University of Vechta in cooperation with Georg-August-Universität Göttingen) is about ruptures and continuities in the life stories of women who lived in Friedland refugee camp, with a focus on the entanglement of European border regime dynamics and individual agency of refugees.
19:00 Uhr, Raum: Vortragsraum (1. OG) | Kommissionstreffen Geschlechterforschung und Queere Anthropologie der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW)
Ausschnitte aus der Ausstellung "50 Jahre queere Geschichte in Göttingen" werden in Kooperation mit dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen am Tagungsort ausgestellt.