Lieve Vanhooren

Lieve Vanhooren hat an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowohl Volkswirtschaftslehre (Bachelorabschluss in 2021) als auch International Economics (Masterabschluss in 2023) studiert.

Bei welchem Unternehmen sind Sie beschäftigt? Was sind Ihre Aufgaben?

Ich arbeite bei der Europäischen Zentralbank in der Bankenaufsicht und bin dort für die Überwachung der Stabilität systemrelevanter Banken in Europa zuständig. Zu meinen Aufgaben gehören die Analyse der finanziellen Stabilität von Banken, die Identifizierung potenzieller Risiken und die enge Zusammenarbeit mit nationalen Aufsichtsbehörden, um sicherzustellen, dass die Finanzinstitute hohe regulatorische Standards einhalten.

Wie haben Sie Ihren Berufseinstieg erlebt?

Ich habe meinen Berufseinstieg bei der Europäischen Zentralbank als Teil eines Trainee-Programms begonnen, wodurch ich schnell in ein Netzwerk von vielen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern eintauchen konnte. Der Austausch mit anderen Trainees war für mich besonders wertvoll, da wir offen über verschiedene Themen und Anliegen im Zusammenhang mit dem Berufseinstieg sprechen konnten, einschließlich der Fragen, die man nicht unbedingt jedem Vorgesetzten stellen möchte. Diese unterstützende Umgebung hat meinen Einstieg positiv geprägt und deutlich erleichtert.

Trotzdem war der Einstieg auch zum Teil herausfordernd. Meiner Meinung nach verlassen viele Absolventinnen und Absolventen das Studium mit dem Gefühl, schon alles über ihren Fachbereich zu wissen - so ging es auch mir. Doch ich musste schnell feststellen, dass es noch zahlreiche Aspekte gab, die mir unbekannt waren. Diese Erkenntnis erforderte, dass ich vieles selbstständig nacharbeiten und mir neues Wissen aneignen musste. "Learning by Doing" war da der Schlüssel, um Schritt für Schritt in die neuen Aufgaben hineinzuwachsen. Auch heute lerne ich noch jeden Tag Neues dazu.

Wie hat Sie das Studium auf die Praxis vorbereitet?

Mein Studium an der Georg-August-Universität Göttingen hat mich gut auf die Praxis vorbereitet, da es von Anfang an Eigeninitiative förderte. Anders als in einigen anderen Universitätsmodellen, wo Studierende stärker an die Hand genommen werden, verlangte die Universität von uns, selbstständig zu denken und zu handeln (z. B. bei der Planung von Studienmodulen, der Suche nach Praktika, der Organisation von Auslandssemestern sowie der eigenverantwortlichen Vorbereitung auf Prüfungen und Einhaltung von Abgabefristen). Diese Herangehensweise spiegelte die Realität in der Berufswelt wider, in der man eigenständig agieren muss, da einem nicht ständig jemand den Weg weist. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass man die Chancen selbst nutzen muss, um seine eigene Zukunft zu gestalten - ganz nach dem Motto "Jeder ist seines Glückes Schmied."

Denke ich an meine Studienzeit in Göttingen zurück...

...kommen mir die warmen Sommertage am Göttinger Kies- und Baggersee in den Sinn, die das Lernen und die stressige Klausurenphase viel erträglicher machten. Unvergessen bleiben auch die gemeinsamen Mensa-Mahlzeiten mit Freunden und die langen Kaffeepausen im Café Central in der Sonne, die ebenfalls ihren Teil dazu beitrugen. Ich denke auch an die charmante Innenstadt im Fachwerkhausstil, die stets Gelegenheit bot, auf dem Heimweg unverhofft Freundinnen und Freunde zu treffen und sich plötzlich mit einem Aperol in der Hand auf einer Terrasse wiederzufinden. Am meisten bleiben mir jedoch die vielen Freundschaften, die in dieser besonderen Zeit entstanden sind, in Erinnerung.

(Stand: März 2025)